Mozart100 2023
Erstens kommt es anders, Zweitens, als man denkt.
Es war angedacht 105km und 5400hm+ zu laufen.
Zeitziel gabs keines, nur finish war wichtig.
Es sah aber nicht immer so aus.
Aber von vorn.
Start sollte um 5Uhr sein.
Für mich ist das furchtbar zeitig. Entsprechend grantig und zweifelnd mit mir selbst bin ich drauf.
So lief es aus Salzburg raus, erstmal 6km flach. Wenigstens konnte ich mich so erstmal aktivieren.
Dann gings Richtung 1.VP aufwärts.
Es war Kraftsparen angesagt, also ging es aufwärts im schnellen Wanderschritt und abwärts zügig, aber nicht schnell. So ging das bis zum Zwölferhorn rauf.
Ich lasse bei solchen Abenteuern immer die Navigation auf der Uhr anzeigen und nicht irgendwelche Streckenwerte. So vergehen die km und Zeit unmerklich und ich laufe einfach, wo es lang geht.
Der erste, interessante Berg, war der Filbling. Wer mal so richtig Wurzeltrail hoch und runter sucht, der nimmt den. Richtig krass.
Der Aufstieg war schon mal nicht so einfach. Der Abstieg richtig technisch.
Später gings zum Zwölferhorn rauf, war zwar lang, aber auch nicht so spektakulär, dennoch fordernd.
Oben angekommen ist man aber überwältigt vom Panorama.
Der Wolfgangsee, so ein azurblau, sooo schön!
Der anstehende Downhill nach SanktGilgen hatte es dann aber schonmal in sich. 5 steile Km höchster Konzentration, bevor man an der ersten DropbagStation ankommt. Lange rumbremsen benötigt aber noch mehr Kraft.
In SanktGilgen ist dann km 51 erreicht, also beinahe Halbzeit.
Bis hierhin hatte ich 7h benötigt für 2650hm etwa, also soweit in Ordnung.
Als nächstes stand der Schafberg an mit dem Zuweg über den Falkensteinweg. Der Weg ist schonmal ein sehr steiler Fahrweg und die erste Hälfte zeigt sich in den Beinen.
Wenn dann aber der Schafberguphill pro km im Schnitt 170hm über etwa 6-7km, dann ist das gewaltig.
Endlich oben angekommen, wollte ich tatsächlich erstmal bissel schlafen. Es war zwar Sonne, aber kühler Wind.
So wollte ich nur nach unten zur zweiten DropbagStation, wo die Tine auf mich wartete.
Jetzt begann aber das riesen Dilemma dieses Laufes für mich.
Ich bekam im Downhill fürchterliche Magenschmerzen, die mich zum stoppen und pausieren zwangen.
So saß ich nun im technischen Downhill und musste abwarten.
So raffte ich mich dann auf und musste nach SanktGilgen.
Endlich angekommen, Tine rief mich schon sorgenvoll an, legte ich mich erstmal schlafen.
67km 3700hm waren geschafft.
Nun wurde versucht, wieder Leben in den Körper zu bekommen.
Nachdem das vermeintlich geschafft war, verabredeten wir uns in Fuschl. Dort war 78km.
Durch SanktGilgen begann ich enthusiastisch, dann ging es wieder in einen steilen Singletrail und ich fluchte vor mich hin. Dann kamen Trails und Strassen mit leichtem Gefälle, Problem, ich bekam meine Beine nicht mehr hoch. Alle anderen hatten irgendwie einen Laufschritt bis Fuschl drauf, ich-nicht.
Ich rief Tine an und sagte, Schluss Aus Ende.
Man, war ich verärgert über mich.
Das Wandern tat auch weh.
In Fuschl angekommen erstmal hinsetzen und grollen.
Dann kam Tine und ließ mich erstmal in Ruhe.
Zwischenzeitlich sprach ich mit dem Organisator. Der sagte, es ist viel Zeit zum Cuttoff. Abwarten, Essen, Trinken, Erholen. Vielleicht wirds wieder.
Dann traf ich Rainer und Erich, Schlussläufer für den Mozart.
Sie lenkten mich ab und sagten das Gleiche.
Tine versorgte mich und ich entschloss mich, die nächste Etappe noch zu probieren.
1h vor Cutoff ging ich also los und versuchte anzulaufen. Es funktionierte. In dieser Etappe konnte ich alles Laufbare wieder laufen. Eine halbe Stunde lief ich mir wieder raus. Ich entschloss mich, dann auch weiter zumachen, auch, wenn die letzten 2 Etappen härter werden sollten.
War auch so. In Koppl war es dann schon finster und kalt. Am VP zitterte ich und erzählte auch der Scheunenecke ein paar Takte.
Der Notarzt beobachtete mich schon, sagte Tine.
Aber mein rausgelaufener Puffer auf Cuttoff 0Uhr gewährte mir noch eine Erholungspause.
Sie wurde genutzt und dann wagte ich den letzten Teil. Langes Shirt und Regenjacke für warmen Eigendunst waren eine gute Idee.
Dann gings durch die Finsternis steil zum Nockstein hoch. Oben gabs einen geilen Blick auf die Lichter von Salzburg.
Ich sammelte auch wieder viele Läufer ein. Es ging wohl aber jedem in dieser Zeit richtig madig.
Jetzt gab es noch ein paar Dunkeltrails, auf denen ich mich wirklich sicher bewegte. Es gab kein Stolpern, nichts, obwohl sehr, sehr müde.
Als Letztes stand noch der Kapuzinerberg mit seinen hunderten Stufen an.
Ich entschied mich für die stoische Variante des steten Stufensteigen, obwohl sowas richtig weh tut in den Oberschenkeln. Aber, was bleibt übrig, es dauert doch sonst noch länger.
Am Kapuzinerschlössl wusste ich, das alles geschafft ist, obwohl es eigentlich schon vorbei war vor 30km und 6Stunden.
Nur noch runter in die Stadt durchs Ziel. Was für ein glücklicher, letzter Kilometer zum Kapitelplatz.
Um 1:54Uhr lief ich endlich durch den Zielbogen.
20:54,59h Laufzeit - Platzierung uninteressant
Wichtig für mich: FINISH
Unfassbar, was ein Kopf und auch guter Support bewirken kann.
Für mich stelle ich fest, dass ich von A bis Z sehr sicher unterwegs war in diesen technischen Trails. Aufwärts sind andere besser. Abwärts wurde ich von einigen als Downhillspezialist bezeichnet. So konnte ich immer viele Leute einsammeln, was auch für den Kopf wichtig ist.
Feeling hin oder her.
Der Mozart100 ist eine Superveranstaltung in einer wirklich schönen Landschaft.
Ralf Ibscher